INTEGRAL beobachtet Gammastrahlungsausbrüche eines Neutronensterns
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Am Donnerstag, den 22. Januar 2009 hat das Anti-Coincidence System (ACS), ein Ring aus
massiven Gamma-Strahlungs Detektoren an Bord von ESAs INTEGRAL
Satellit, ungefähr 200 intensive 'Blitze' von Gammalicht
beobachtet. Diese Ausbrüche waren sehr kurz und dauerten zwischen 0.1 und 8
Sekunden.
Gleichzeitig waren es die hellsten, die das ACS in den mehr als
sechs Jahren seit dem Start von INTEGRAL beobachtet hat, sogar heller
als die üblichen Gamma-Ray Bursts.
Normalerweise beobachtet INTEGRAL an einem Tag keinen bis ein paar
schwache Gamma-Blitze mit Hilfe des ACS.
Da auch NASAs Swift
Satellit und der
Fermi
Satellit die hellen Ausbrüche am Donnerstag sehen konnten (GCN 8833, GCN 8835),
können diese nun auch einem Objekt am Himmel zugeordnet werden:
Es handelt sich bei der Quelle um 1E
1547.0-5408, einen sogenannten "Anomalous X-ray
Pulsar" (AXP) im Norma Spiralarm der Milchstrasse. Diese Neutronensterne, die nur einen Durchmesser von etwa 25
Kilometern haben aber gleichzeitig mehr Masse als die Sonne, zeichnen
sich durch extrem starke Magnetfelder aus. Das Magnetfeld eines AXP
ist 1015 (eine 1 mit 15 Nullen) mal stärker als das
Feld der Erde. Strahlenausbrüche, wie sie nun durch INTEGRAL
beobachtet wurden, sind wahrscheinlich auf diese Magnetfelder
zurückzuführen. Eventuell wird hier Energie freigesetzt,
wenn die äußere Kruste des Neutronensterns aufbricht und es einen
"Kurzschluss" der Magnetfeldlinien gibt.
Eine kurze Beobachtung durch den Swift Satelliten zeigt
ringförmige Strukturen um den Stern im Röntgenlicht (siehe
das Bild auf der linken
Seite). Diese Ringe entstehen durch Staub, der sich zwischen dem
Stern und uns befindet, und der das Röntgenlicht streut, wie A. Tiengo
festgestellt hat. Einen ähnlichen Effekt kennen wir auf der Erde,
z.B. als Halo um den Mond oder um die Sonne.
Das ISDC hat bei der ESA angefragt,
ob der INTEGRAL Satellit auf diese Quelle
ausgerichtet werden kann, und INTEGRAL begann mit der Beobachtung am
Sonnabend, den 24. Januar. Wir erhoffen uns hiervon herauszufinden, welche physikalischen Prozesse für die
starken Strahlungsausbrüche verantwortlich sind. Eine schnelle
Auswertung der Daten ergab, dass der Neutronenstern tatsächlich
noch aktiv ist, und mehrere helle Ausbrüche konnten mit dem
IBIS/ISGRI Instrument gemessen werden (siehe den kurzen Bericht in Baldovin et al. 2009, Astronomer's Telegram
1908). Zusätzlich konnte auch das Spektrum des
Neutronensterns genau bestimmt werden. Dieses reicht zumindest bis zu 150 keV und
zeigt Eigenschaften, die auf nicht-thermische Strahlung hinweisen. Die INTEGRAL Daten sind frei verfügbar.
Unterdessen haben wir die Astronomen weltweit über die
Ausbrüche informiert: jeweils eine Nachricht von Volodymyr Savchenko
(ISDC, GCN 8837)
und von Sandro Mereghetti
(IASF/Milano, GCN 8841)
wurden bereits am Freitag verbreitet.
Das Bild oben auf dieser Seite ist eine künstlerische
Darstellung eines Neutronensterns (Quelle:
John Rowe Animations). Die Lichtkurve unten auf dieser Seite zeigt 15 der 200
Ausbrüche, die INTEGRAL am Freitag beobachten konnte. Alle hellen
ACS Detektionen findet man hier.
Für weitere Fragen und Kommentare erreichen Sie mich am
APC.